In großformatigen Lettern prangte der Schriftzug »Danke, Jan!« auf einem Transparent: Im Rahmen eines großen Gala-Abends im Kreise der Vereinsfamilie verabschiedete der GV Jugendfreund im Juli 2024 seinen langjährigen Chorleiter Jan Hoffmann. Zahlreiche Wegbegleiter waren dazu in den Saal des Gasthauses „Zur Krone“ gekommen, darunter auch Hoffmanns ehemalige „Arbeitgeber“ und Kollegen: die langjährige Intendantin des Gießener Stadttheaters, Cathérine Miville, und der stellvertretende Generalmusikdirektor Herbert Gietzen. Als Chordirektor hatte Jan Hoffmann 25 Jahre am Stadttheater gewirkt und parallel weitere Engagements wahrgenommen, wie die Leitung der beiden Chöre des GV Jugendfreund. Der Gesangverein schickte Jan Hoffmann dann auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge an seine neue Wirkungsstätte – die Semperoper in Dresden.
Eröffnet wurde die mehrstündige Verabschiedungszeremonie vom Frauen- und Männerchor, begleitet von Hermann Wilhelmi am Klavier. Die Chöre starteten mit den Stücken »Wir machen Musik« und »Zigeunerleben“, Dann folgten »Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn«, ein »1930er Jahre Medley«, »Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche« bis hin zu »Wochenend und Sonnenschein« sowie als Zugabe »Irgendwo auf der Welt«. Chorleiter Jan Hoffmann gab den Dank des Chores zurück und schenkte jeder Sängerin eine weiße Rose.
Nach dem Auftritt des Männer- und Frauenchors gaben sich bis Mitternacht langjährige Weggefährten die Klinke in die Hand. Den Anfang machten Gaby und Wolfgang Schäfer vom ausrichtenden Gesangverein mit einer Moritat, die in humorvoller Weise das Chorleben unter der Leitung von Hoffmann in Erinnerung rief. Georg Metz hatte den Jugendfreund in der Vergangenheit bei einigen Konzertveranstaltungen am Piano begleitet und versprühte bei der Interpretation von Georg-Kreisler-Klassikern Wortwitz und schwarzen Humor. Großes Vergnügen bereitete in ähnlicher Weise Pianist und Kabarettist Martin Gärtner. Er war quasi der Vorvorgänger von Jan Hoffmann am Stadttheater Gießen und stellte in der Interaktion mit dem Publikum seine Entertainment-Qualitäten unter Beweis.
Jugendfreund-Sängerin Nadja Ostrouschko und die Sopranistin Naroa Intxausti sorgten für einen Hauch von Opern-Atmosphäre. Zwischendurch prüfte Moderator Thomas Telling auf unterhaltsame Weise immer wieder Hoffmanns Fachwissen zu dessen künftigem Wohnort in Sachsen, wo neue „Vokabeln“ die Verständigung erleichtern. Denn so manche ostdeutsche Begriffe wie „Bemme“ oder „Nischel“ sollte man als Neu-Dresdener kennen.
Sichtlich ergriffen reagierte Jan Hoffmann auf die anspruchsvolle konzertante Verabschiedung. Er blickte auf die anfänglichen Kontakte zum Männerchor des GV Jugendfreund zurück. Was einst als kurzzeitige Chorleiter-Vertretung begann, entwickelte sich schließlich zu einer 15-jährigen engen Verbindung zwischen dem Profi und dem Laienchor vom Lande. Ein Zeitraum, in dem prägende und unvergessene musikalische Projekte umgesetzt wurden – sei es das vom Dauerregen heimgesuchte hochkarätige Klassik-Open-Air auf der Mockswiese, die Musical-Gala oder das Filmmusik-Event „Movie Sounds“ in der Volkshalle mit dem Philharmonischen Orchester des Stadttheaters Gießen. Für diese Kooperation erhielt Ex-Intendantin Catherine Miville an diesem Abend nochmals langanhaltenden Applaus.
Mit dem Gastauftritt von Sänger und Schauspieler Andrea Pagani hatte Jan Hoffmann ebenfalls eine Überraschung für den Gala-Abend inszeniert. Pagani hatte sich bei Jugendfreund-Konzerten in der Vergangenheit immer wieder als Moderator und Sänger bewährt und glänzte jetzt zum Abschied von Hoffmann mit gesanglichen Entertainer-Qualitäten am Piano. Jugendfreund-Vorsitzende Gaby Häuser dankte Hoffmann in emotionalen Worten für „15 wunderbare Jahre durch die Welt der Chormusik“, mit der er die Herzen der Menschen erreicht habe. Danach war es schließlich so weit: Die Jugendfreund-Chöre schritten durch die Tischreihen Richtung Bühne und machten Jan Hoffmann zum Song „That’s what friends are for“ und einer auf den scheidenden Chorleiter gemünzten Version von „Time to say goodbye“ ein letztes Mal ihre Aufwartung.